Zahl der Frühgeburten nimmt zu
Von der Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung veröffentlichte Zahlen für das Jahr 2003 weisen 57 088 Kinder aus, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Bezogen auf 592 344 Geburten, die Basis der Untersuchung waren, kamen somit 8,97 Prozent der Babys in Deutschland zu früh. 1992 hatte die Frühgeburtenrate nach einer damals von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erhobenen Statistik noch 7,2 Prozent oder 51 985 Kinder betragen.
Es handelt sich dabei nicht nur um ein medizinisches sondern auch ein volkswirtschaftliches Problem: In den USA werden bereits 35 Prozent der Gesamtgesundheitskosten für Frühgeburten aufgewendet, schreibt der Aachener Gynäkologe Professor Werner Rath in der Zeitschrift „Geburtshilfe und Frauenheilkunde“.
Professor Joachim Dudenhausen, Leiter der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Berliner Charité, nennt vor allem zwei Ursachen für diese Tendenz: das steigende Alter der Mütter und die steigende Zahl an Zwillingsschwangerschaften, die fast immer als Frühgeburten enden. Die niedersächsische Perinatalstatistik weist bei älteren Schwangeren ein um das fast Zweifache erhöhte Frühgeburtsrisiko aus. Liegt die Rate bei den 25- bis 29-Jährigen bei rund 7,1 Prozent, so steigt sie bei den 35- bis 39-Jährigen auf 8,9 und bei den über 40-Jährigen auf 11,2 Prozent. Dudenhausen: „Die Frauen bekommen heute später Kinder, und ältere Frauen bekommen häufiger Zwillinge. Eine Ursache dafür liegt in der medikamentösen Ovulationsauslösung.“ Da die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter der Frau abnimmt, wird der Frauenarzt häufig konsultiert, um dem erwünschten Eisprung hormonell auf die Sprünge zu helfen. Hierbei kommt es oft zur Reifung mehrerer Follikel. Die erhoffte Senkung der Frühgeburtenrate bei Einlingen durch gezielte Vorsorgemaßnahmen, so Dudenhausen, werde somit durch die Zunahme an Zwillingsschwangerschaften wieder aufgehoben.
Der Gynäkologe macht aber auch auf ein anderes Problem aufmerksam: „Es ist erschreckend, daß 25 Prozent der Schwangeren in Berlin rauchen und neun Prozent regelmäßig Alkohol konsumieren.“ Dabei beruft er sich auf Erhebungen seiner Klinik. „Auch der Lebenswandel einiger Frauen, zum Beispiel ihr promiskuitives Verhalten während der Schwangerschaft, erhöht das Frühgeburtsrisiko erheblich.“ Der Tätigkeitsbericht 2004 der BÄK untermauert Dudenhausens Beobachtung. Dort heißt es: „Etwas 20 Prozent der neugeborenen Kinder sind während der Schwangerschaft Tabakkonsum ausgesetzt. Allein die ärztliche Versorgung von Frühgeburten, die sich auf Tabakkonsum während der Schwangerschaft zurückführen lassen, verursacht jährliche Kosten in Höhe von circa 35 Millionen Euro.“
[Via: Die Welt]
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Wow,… die Lebensstil-Daten find‘ ich ja erschreckend… Ich bin ja auch kein Kind von Traurigkeit, aber das find ich ja doch heftig…
Ja, ich finde es auch besonders traurig, dass so viele ungeborene Kinder zum Zwangspassivrauchen verdonnert werden. Das ist KÖRPERVERLETZUNG !!!
Aufgabe der Gesellschaft wäre es, diesen Tatbestand in die Köpfe der Menschen zu bringen.
Zu dem Zwillingsphänomen bei älteren Müttern möchte ich ergänzen, dass dies nicht immer mit hormoneller Stimulierung zu tun haben muß. Ich habe gelesen, dass Frauen vor den Wechseljahren vermehrt LH ausschütten und dadurch sich die Embryonen manchmal teilen …