Genschere „CRISPR“ an menschlichem Embryo eingesetzt
Das Erbgut des Menschen ist nicht mehr unantastbar
Gene haben jetzt offenbar eine Editierfunktion bekommen. Man kann Stücke aus dem „Text“ herausschneiden und durch anderen ersetzen. Nun wurde die neue Technik „CRISPR“ erfolgreich an menschlichen Embryonen durchgeführt.
Tückische Herzerkrankung war Ziel der „Genschere“
Dies berichtet „Nature“ auf ihrer Webseite. Der Embryo wurde nur zu Forschungszwecken verwendet und nicht einer Frau übertragen. Eine Mutation des MYBPC3-Gens kann zu einer sogenannten „Familiären hypertrophen Kardiomyopathie“ führen. Die Erkrankung wird autosomal dominant vererbt, bei betroffenen Menschen kommt es zu einer Verdickung der Herzmuskulatur. Es kann zu einer Verengung der Herzkammer und zu einer Verminderung des Pumpvolumens kommen.
Die Erkrankung ist eine der häufigsten Todesursachen bei ansonsten gesunden jungen Menschen. Die Krankheit wird spät erkannt und dadurch oft vererbt, ohne das das betroffene Elternteil es zu diesem Zeitpunkt weiß. Da das Gen dominant ist, bedeutet dies, dass ein betroffenes Gen zur Erkrankung reicht. Ist einer der Eltern Träger einer MYBPC3-Mutation, dann werden 50% ihrer Kinder auch erkranken.
In dem Artikel wird nun beschrieben, wie mit CRISPR das betroffene Gen aus dem Erbgut eines Embryos entfernt und durch ein gesundes ersetzt wurde. So etwas ist natürlich nur im Rahmen einer ICSI möglich.
Tausende von Krankheiten mit CRISPR behandelbar
Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die mit dieser Methode theoretisch behandelbar sind. Es müssen Krankheiten sein, die durch die Mutation eines einzigen Gens hervorgerufen werden und dominant vererbt werden. Wie rasch sich die EInstellung dazu ändert, zeigt ein Kommentar – ebenfalls in NATURE publiziert – von vor zwei Jahren:
Ethischer Dammbruch?


Wie so oft bei solchen Themen, kommt schnell das Dammbruchargument, oder auch „Slippery Slope“ genannt. Der Begriff „Slippery Slope“ ist in Ethikdebatten sehr beliebt, wenn es darum geht, die Folgen eines relativ unbedeutenden kleinen ersten Schritts aufzuzeigen. Wird diese schiefe Ebene erst einmal betreten, dann gibt es kein Halten mehr und ganze Wertesyteme geraten unweigerlich ins Rutschen.
Nun ist hier noch nicht mal der erste Schritt wirklich unbedeutend, sondern ein erheblicher Eingriff in die Natur. Aber er hilft, eine potenziell tödliche Erkrankung erst gar nicht auftreten zu lassen. Oder garstiger formuliert: Den Menschen, der die Erkrankung trägt erst gar nicht auftreten zu lassen. Aber gut, dieser Teil der Debatte ist bereits bei der Pränataldiagnostik ausgiebig diskutiert wurden.
Ethisch gesehen ist CRISPR ein Schritt in die richtige Richtung.
Bislang konnten schwerwiegende Erkrankungen nur festgestellt werden und das erkrankte Individuum wurde dann aussortiert. Entweder als Embryo im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik oder als Fet nach auffälliger Pränataldiagnostik (Z. B. Fruchtwasseruntersuchung). CRISPR erlaubt es, diese Selektion gar nicht erst notwendig werden zu lassen.
Aktuell ist die Methode noch sehr aufwendig in der Durchführung und auch noch nicht sicher in der Anwendung. Aber das war bei vielen heute in der täglichen Routine verwendeten Techniken zu Beginn ebenfalls so. Setzt man also die technische Möglichkeit voraus, aus Embryonen Gene herauszuschneiden und zu ersetzen, dann stellt sich natürlich die Frage, bei welchen Genen man dies machen sollte oder darf.
Ist eine Kind, dem das Gen für eine tödliche Erkrankung genommen wurde, ein „Designerbaby“?
Es wird wieder viel vom „Designerbaby“ geredet im Zusammenhang mit der neuen Methode. Diese Bezeichnung ist natürlich völlig fehl am Platze, wenn man damit den Eintritt einer tödlichen Erkrankung bei einem Menschen vermeiden kann. Was ist jedoch, wenn die Erkrankung nicht tödlich ist? Ist es in Ordnung, wenn man z. B. seinem Kind kein „Marfan-Syndrom“ zumuten möchte? Oder vielleicht findet man auch für andere Merkmale passende Gene? Vielleicht sogar die Haar- oder Augenfarbe, um einmal die klassischen Designerbaby-Attribute zu nennen.
Noch Fragen?
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
So ganz verstehe ich die Argumentation nicht: Zur Anwendung der Methode müssten doch am Embryo vor der Implantation genauso Genanalysen vorgenommen werden, wie sie im Rahmen der PID stattfinden. Im zweiten Fall würde man unbrauchbare (weil im Erbgut belastete) Embryonen wegwerfen, im ersten Fall würde man eine "Reparatur" versuchen. Das ist doch viel aufwändiger, die Selektion viel einfacher. Letztlich hätte man doch nur dann einen Vorteil, wenn man schlicht nicht ausreichend viele brauchbare Embryonen zur Verfügung hat, oder habe ich etwas falsch verstanden? Und ob moralisch gesehen nun die Genmanipulation oder die Selektion schwerer wiegt, ist ja per se nicht gesagt.
Ein im Rahmen der Pränataldiagnostik aufgefallenes krankes Kind kann man dann ja nicht mehr mit der "Genschere" behandeln, da ist mir nicht ganz klar, wieso hier durch CRISPR die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche verringert werden könnte. Aber auch hier kann es sein, dass ich den Text nicht richtig verstanden habe.
Tatsächlich stelle ich aber fest, dass bei mir persönlich mit der Methode eine ethische Grenze überschritten ist. Mal sehen, wann es zu dem Thema eine öffentliche Diskussion geben wird. Notwendig und interessant ist dies ja in jedem Fall.
ich finde die CRISPR-Technik an sich sehr gut
ich selber habe einige GEN-Fehler und möchte diese auf keinen Fall meinen Kindern antun.
Könnte ich diese GEN-Fehler aber korrigieren würde ich sehr gerne Kinder bekommen.
Ich denke jeder muss für sich selber entscheiden was richtig oder falsch ist.
Ich bin zunächst sehr unsicher, was diese noch sehr neue Methode am Embryo noch so auslösen würde. Gibt es Nebenwirkungen? Insofern halte ich es für sehr wichtig, dass damit nicht leichtfertig umgegangen wird.
Wenn man gerantieren könnte, dass es keine unvorhersehbaren Nebenwirkungen gibt, wäre das im Grunde eine gute Sache. Wer sich mit irgendwelchen Krankheiten herumschlägt, möchte diese ja auch los werden. Das wäre eine vorgeburtliche Behandlung und theoretisch besser als nachgeburtliche Operationen, die unter Umständen Dasselbe bewirken könnten. Da spräche man ja auch nicht von Designer-Menschen.
Anders wäre es, wenn man persönliche Eigenschaften des Menschen, die keine Krankheiten sind, wegschneiden würde. Das wäre etwas, was ich mir auch als geborener Mensch verbitten würde. Wenn ich mir vorstelle, man wollte mir meine Dickköpfigkeit oder mein Interesse an Musik wegschneiden – das wäre ein ungerechtfertigter Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte.