Weniger Eizellen befruchten: sinnvoll?
Normalerweise werden bei einer *ivf* oder *icsi* mehr Eizellen befruchtet als später Embryonen in die Gebärmutter zurückgegeben werden. Es werden alle reifen Eizellen einer Befruchtung unterzogen und davon dann die „schönsten“ ausgewählt, je nach Gesetzeslage zum Zeitpunkt des sogenannten Vorkernstadiums (einen Tag nach der Eizellentnahme) oder erst kurz vor der Rückgabe der Embryonen (Transfer).
Aus religiösen Gründen oder anders bedingten ethischen Grundsätzen möchten manche Paare nicht, dass überschüssige befruchtete Eizellen entstehen oder gar Embryonen. Denn diese kann man nur verwerfen oder einfrieren. Die Alternative wäre, dass man wirklich nur so viele Einzellen befruchtet, wie man später Embryonen zurückgeben möchte. Dadurch entfällt die Möglichkeit zur Auswahl der besten Embryonen und die Erfolgsrate dürfte davon negativ beeinflusst werden. In Italien z. B. ist dies auch die gültige gesetzliche Regelung.
In einer Studie Studie aus den USA wurden nun die Erfolgsraten bei dieser Vorgehensweise mit der konventionellen Methode vergleichen. 16 Frauen ließen nicht mehr als 4 Eizellen befruchten (in den USA ist die Zahl der Embryonen, die man transferieren darf, nicht limitiert). Als Vergleichsgruppe dienten 150 Frauen mit guter Prognose, die überschüssige Eizellen einfrieren ließen und 37 Frauen, die von vorneherein nur 4 oder weniger Eizellen unter der Hormonbehandlung ausbildeten, also Frauen mit einer schlechteren Prognose (low responder). Alle Frauen unterzogen sich im Rahmen der Untersuchung ihrer ersten IVF-Behandlung.
Die Frauen, welche nicht mehr als 4 Eizellen befruchten liessen, kamen ebenso oft zu einer Schwangerschaft wie die Gruppe mit überschüssigen Embryonen, also der mit guter Prognose (63% gegenüber 64%). Bei den „low respondern“ konnten nur in 30% der Behandlungen einer Schwangerschaft beobachtet werden.
Nulsen und seine Co-Autoren stellen am Ende ihrer Studie fest, dass die bewusste Reduktion der befruchteten Eizellzahl bei Frauen mit einer guten Prognose diese nur geringfügig vermindert. Lediglich zusätzliche Schwangerschaften pro Punktion, die durch die Rückgabe eingefrorener Eizellen fallen weg, so dass insgesamt dann doch eine niedrigere Schwangerschaftsrate pro Punktion erzielt wird, nicht jedoch pro Transfer.
Engmann L, Siano L, Schmidt D, Benadiva C, Maier D, Nulsen J.
Outcome of in vitro fertilization treatment in patients who electively inseminate a limited number of oocytes to avoid creating surplus human embryos for cryopreservation.
Fertil Steril. 2005 Nov;84(5):1406-10.
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Hm, 16 Frauen sind doch aber für so eine Aussage viel zu wenig!