Die Universität in Leuven ist eine der führenden wissenschaftlichen Institute in Belgien zum Thema Stammzellenforschung. In der aktuellen Ausgabe des renommierten Magazins „Nature“ veröffentlicht die belgische Forscherin Professor Catherine Verfaillie über „multipotent adult progenitor cells“ aus dem menschlichen Knochenmark, die als Basis für adulte Stammzellen dienen können. Auch die reproduktionsmedizinischen Einrichtungen der Universität sind etabliert in Forschung und klinischer Tätigkeit.
Jedoch gibt es nun ein schwerwiegendes Problem: Der vollständigen Name der Universität lautet „Katholieke Universiteit Leuven“ und wurde 1425 von Papst Martin V gegründet. Die Zeitung „Le Soir“ berichtet in ihrer neuesten Ausgabe, dass die Experten für künstliche Befruchtung und Stammzellenforscher der Katholischen Universität Löwen und des Klinikums Saint-Luc in Brüssel müssen sich offenbar im Vatikan für ihre Arbeiten rechtfertigen müssen.
Offiziell sei nur von einer Arbeitssitzung unter Experten die Rede. Der Vatikan habe die Forscher aber vorgeladen, um Druck auf die Mediziner auszuüben. Die wissenschaftlichen Arbeiten der Forscher seien einer katholischen Einrichtung nicht würdig, so die Meinung des Vatikan.
Im November 2002 hatte der Bischof von Namur, André Leonard, die Katholische Universität indirekt aufgefordert, auf künstliche Befruchtungen zu verzichten und stattdessen die Forschungen voranzutreiben, um Unfruchtbarkeit zu verhindern. Wenig später hatte Papst Johannes Paul II. erklärt, Katholische Universitäten müssten die Gesetze der Kirche, insbesondere im Bereich der Bio-Ethik respektieren
Dies ist nun eine sehr massive Einflussnahme der katholischen Kirche im Bereich der Bioethik, in dem die Kirche in jüngster Zeit sehr engagiert für ihre Auffassungen eintritt. So scheiterte vor zwei Jahren ein Referendum, welches das Ziel hatte, die strengen italienischen Bioethikgesetze zu liberalisiseren.
Auch die Einstellung zur Reproduktionsmedizin ist eine unterhaltsame, wenn man sie nicht ernst nehmen müsste: Die IVF „ist kein wirksames Mittel gegen Unfruchtbarkeit, denn sie trennt die leibliche von der beziehungsmäßig-affektiven Elternschaft. Bei künstlicher Befruchtung handelt es sich letztlich um eine – wenn auch in Kauf genommene – Untreue„, so die portugisischen Bischöfe in einer pastoralen Note aus dem letzten Jahr.
Papst Benedikt selbst teilt zum Embryonenschutz die Auffassung der deutschen Gesetzgebung: Der Schutz menschlichen Lebens „gilt auch für den Beginn des Lebens als Embryo, auch, wenn dieser noch nicht in der mütterlichen Gebärmutter eingenistet ist„.
Via: Belgischer Rundfunk
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Nun, das zeigt mal wieder, wie schwachsinnig offensichtlich die Leute im Vatikan sind (sorry, aber von Unwissenheit kann man wohl nicht mehr sprechen…). Ich frage mich, wie bei angeborener Azoospermie Unfruchtbarkeit zu verhindern gewesen wäre. Selbst wenn man heute forscht, ist das doch für die Paare, die Ãm Augenblick Kinder wollen, keine Lösung, denn Forschung braucht so seine Zeit. Und bei Kinderwunschbehandlung von Untreue zu sprechen, ist wirklich nicht mehr zu überteffen.
Aber naja, was will man schon erwarten, das sind eben die gleichen Leute, die in AIDS-Gebieten gegen die Verwendung von Kondomen wettern.
Als kirchliche Mitarbeiterin der Evangelischen Kirche muß ich zu deren Ehrenrettung aber auch mal sagen, dass kürzlich auf dem Kirchentag in Köln über Fortpflanzungsmedizin gesprochen wurde! Dort war man sehr einhellig der Meinung, dass das Embryonenschutzgesetz veraltet und den medizinischen Möglichkeiten nicht angepaßt ist und hier dringend Reformbedarf besteht!
Ich war selber überrascht von der überwiegend positiven Resonanz zum Thema KB!
Und was der Papst und Vatikan da treiben *schulterzuck* macht mich nur noch sprachlos!
*Auch die Einstellung zur Reproduktionsmedizin ist eine unterhaltsame, wenn man sie nicht ernst nehmen müsste: Die IVF “ist kein wirksames Mittel gegen Unfruchtbarkeit, denn sie trennt die leibliche von der beziehungsmäßig-affektiven Elternschaft. Bei künstlicher Befruchtung handelt es sich letztlich um eine – wenn auch in Kauf genommene – Untreue“, so die portugisischen Bischöfe in einer pastoralen Note aus dem letzten Jahr.*
nun ja, streng genommen ist jesus ja auch ein produkt ausserehelicher ex corpus befruchtung: joseph war wohl nicht so der bringer, also musste der herrgott herhalten. mir als katholikin stehen die haare zu berge, wenn ich die klerikalen ergüsse lese. in diesem sinne, möge der heilige geist in die besagten köpfe fahren und dort ein wenig für erleuchtung sorgen, schöne grüße, annette